Geh nicht ins Bett mit der Jugend gegen AIDS

Ich bin langjähriger Fan des Schwulenreferats der Uni Mainz und besonders seiner, unter Eingeweihten nur "Unifete" genannten, LesBiSchwulen Party Warm ins Wochenende im Kulturcafé. Natürlich folge ich auch dem facebook-Account des Referats. In der letzten Woche hat ein Posting ganz besonders meine Aufmerksamkeit erregt.
Berichtet wird von einem tollen Vernetzungstreffen mit der Jugend gegen AIDS e.V. Zusätzlich folgt noch die Ankündigung, dass zum Welt-AIDS-Tag der besagte Verein einen Infostand an der Uni hat. Und dann gibts noch einen Link zur Facebook-Seite der Jugend gegen AIDS und ein bisschen Werbung zur Mitarbeit dort.
Wow. Da war ich wirklich ein bisschen geschockt.

Die meisten haben von der Jugend gegen AIDS e.V. wahrscheinlich noch nichts gehört. Während es in jeder Großstadt eine AIDS-Hilfe gibt, die dann auch noch jeweils einem Landesverband und dem Bundesverband angehört, ist wenig Raum für andere Initiativen. Ist doch eigentlich nicht schlecht, wenns noch andere gibt, die das Thema HIV/AIDS anfassen. Gibt ja viel zu tun. Lobbyarbeit, Prävention, Betreutes Wohnen...
Die Jugend gegen AIDS schreibt sich wohl vor allem so etwas wie Prävention auf die Fahnen. Und das auf einem drastischen Weg, der nicht wirklich nur auf Jubel stößt. Vor allem bei mir nicht.

Das erste Mal als ich von der Jugend gegen AIDS gehört habe, haben sie gerade T-Shirts mit dem folgendem Aufdruck angeboten: "Du knallst die Pussys reihenweise, sie stöhnt laut, du stirbst leise". Na das ist mal sprichwörtlich ein Mordsspruch! Sex = AIDS = Tod. Das führt junge Menschen sicherlich zur Entwicklung einer gesunden Sexualität...

Ich will mich kurz zu fassen und das Thema nicht unnötig aufbauschen. Der Verein Jugend gegen AIDS e.V. ist ein Ableger der Michael Stich Stiftung. Die besagte Stiftung verwendet für ihre Postkarten, Aufkleber und Poster zwar eine andere Sprache, aber die Message bleibt bei beiden Organisationen die gleiche:
1. Sex macht AIDS
2. HIV-Infektion = Tod
Und hierin enthalten ist eine Botschaft dass HIV-Positive den Tod bringen.
Zu Zeiten als es noch e-Cards gab, hat auch die Jugend gegen AIDS e-Cards angeboten. Einer der Sprüche war so ähnlich wie "Du kannst ja durch die Betten reiten, sollst aber nicht den Tod verbreiten." Auch andere Sprüche der Publikationen von Jugend gegen AIDS und der Michael Stich Stiftung würde ich vor allem als Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV-Positiven einstufen.
Und insgesamt verbreiten Kampagnen beider Organisationen bei all der schicken Aufmachung und der topaktuellen Verarbeitung von Internet-Memes (sehr beliebt bei der Jugend!) dennoch "Informationen" über HIV/AIDS, die gut und gerne 30 Jahre alt sind und nichts mit dem aktuellen Diskurs zu tun haben.

Schluss mit der Stigmatisierung von Menschen mit HIV/AIDS und Schluss mit der Panikmache!
Ein selbstbewusstes Schwulenreferat sollte sich kritisch mit den Aussagen potenzieller Bündnispartner_innen auseinandersetzen, bevor man die Werbetrommel für sie rührt.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0