Das soll meine letzte "Demo für Alle" sein

Unsere erste Teilnahme gegen die sogenannte Demo für Alle in Stuttgart
Unsere erste Teilnahme gegen die sogenannte Demo für Alle in Stuttgart

Am Sonntag, den 25. Juni 2017, wird die sogenannte "Demo für Alle", zum zweiten Mal versuchen, durch Wiesbaden zu marschieren. Nachdem sie in Stuttgart gescheitert sind, versuchen sie es nun in der hessischen Landeshauptstadt.

Diese unheilige Allianz aus verhindertem Adel, rechten Christ_innen, AfD-Funktionär_innen, Burschenschaftlern, Identitären und lupenreinen Nazis machen gegen uns Stimmung. Mit ihren Demonstrationen gegen sogenannte „Frühsexualisierung“ und „gegen Gender“ geben sie vor, sich um konservative Werte und Familienschutz zu bemühen. Letztendlich zielt diese Bewegung jedoch darauf ab, uns als pervers zu diskreditieren und zu kriminalisieren. Aufklärung über vielfältige Lebensweisen nennen sie Kindesmissbrauch und uns nennen sie pädophil. Und mit diesen Lügen und ihrer Panikmache haben sie auch noch Erfolg bei gutgläubigen Schafen, die denken man könnte Homosexualität wegdemonstrieren (wenn wegbeten schon nicht hilft..).
Diese sogenannte „Demo für Alle“ erfuhr dabei erstaunlich viel Verständnis und erschreckend wenig Gegenwind.

Zum fünften Mal werde ich mich dem Protest gegen diese Hetze anschließen. Weil ich nicht ruhig zuhause sitzen kann, wenn Menschen gegen mich und das was ich bin auf die Straße gehen. Zum fünften Mal werde ich mich entlang einer Polizeilinie positionieren und denen, die uns stumm und unsichtbar machen wollen zeigen, dass sie damit das Gegenteil erreichen. Dass wir uns ihnen entgegenstellen, Haltung zeigen und widersprechen.
Denn zu lange haben sie diesen Widerstand nicht gespürt. Als wir vor zwei Jahren zu unserer ersten Gegendemo nach Stuttgart gefahren sind, waren wir acht Leute aus Darmstadt! Wir standen mit 200 Antifaschist_innen einer Masse von 4000 reaktionären Pseudo-Christ_innen, Burschenschaftlern, Identitären, Neonazis und sonstigen dummen Schafen gegenüber.

Kurz darauf berichtete ich beim CSD Frankfurt über dieses Erlebnis:

"Wir hatten keine Ahnung, was da auf uns zukommt. Wir wären nicht auf die Idee gekommen, dass so vielen „Demo für Alle"-Deppen nur so wenige Gegendemonstant_innen gegenüberstehen. Ich war erschüttert. Da läuft ein Mob von mehr als 4000 homophoben Menschen durch die Straße und die Homos in dieser Stadt bleiben zuhause? Keiner der baden-württembergischen LGBT-Vereine hat zum Widerstand aufgerufen. Auf der Gegendemonstration wurde uns sehr viel Dankbarkeit entgegen gebracht. Die Stuttgarter_innen haben sich gefreut, dass wir extra aus Darmstadt gekommen sind, um sie zu unterstützen. Zum anderen haben wir viel Solidarität erfahren, von einer großen Zahl von heterosexuellen Alliierten."

 

An jenem Tag in Stuttagrt standen ein Freund und ich versprengt ganz alleine direkt an der Route der sogenannten "Demo für Alle". Mit einer einzigen Trillerpfeife bewaffnet haben wir gegen diesen Aufmarsch angebrüllt und wurden dann auch noch von der Polizei schikaniert. Passant_innen haben das mitbekommen und sich solidarisch zu uns gestellt.

 

Dennoch: Die Stimmung auf der Zugfahrt nach Hause war frustrierend. Zum einen, weil wir nicht gedacht hätten, dass in einer Zeit wie heute, wir als sexuelle Minderheit nicht nur für vollständige Gleichberechtigung kämpfen, sondern dass wir nun auch noch die Rechte, die bereits erkämpft wurden verteidigen müssen. Dass in einem modernen, aufgeklärten Staat Schwule, Lesben und Trans* als Kriminelle, als Geisteskranke, Missgeburten oder schlicht Sünder bezeichnet werden. Und zum anderen haben wir uns gefragt, wieso vielbunt die einzige LGBT-Organisation war, die zum Widerstand aufgerufen hat? Weshalb waren keine anderen Homo-, Bi- oder Trans-Gruppen da? Wie konnten die so viele werden und warum waren wir nur so wenige?

 

Das musste sich ändern. In der gerade angebrochenen CSD-Saison haben wir etliche Leute darauf aufmerksam gemacht und berichtet, was in Stuttgart los war. Ich weiß nicht ob es an unserer Mobilisierung lag oder ob nun einfach die Zeit gekommen war, aber der Widerstand gegen die sogenannte "Demo für Alle" in Stuttgart wurde immer größer. Zuletzt sind wir mit zwei voll besetzten Reisebussen aus Darmstadt hin gefahren und haben viele Leute von anderen queeren Gruppen bei der Gegenveranstaltung angetroffen.


Und tatsächlich: der Widerstand zahlt sich aus. Er wurde größer und die sogenannte "Demo für Alle" wurde immer kleiner. Letztes Jahr haben sie Baden-Württemberg aufgegeben und sich Hessen zugewandt.
Und wurden dort mit ungeahnter Entschlossenheit abgewehrt.

 

Diese Entschlossenheit darf nun nicht abreißen. Wir haben gelernt, dass es nicht mehr reicht, einmal im Jahr auf den Christopher Street Day zu gehen. Es reicht nicht mehr aus, beim CSD die Regenbogenfahne zu schwenken und den Rest des Jahres wieder nur schweigend den Kopf zu schütteln.

Heute auf den Tag genau vor zwei Jahren war ich bei der ersten Protestveranstaltung gegen die sogenannte "Demo für Alle".
Am kommenden Sonntag wollen sie wieder nach Wiesbaden kommen, bei einer Kundgebung ihre Lügen und ihre Hetze verbreiten und mit ihrem besorgniserregenden Marsch auf uns herumtrampeln.

 

Wir werden das nicht zulassen.
Ich will, dass das der letzte Versuch der sogenannten "Demo für Alle" ist.
Lasst und denen ein für alle Mal klar machen, dass da wo wir sind, sie keine Chance haben.


Lasst uns gemeinsam lautstark und bunt die Hetzveranstaltung von Reaktionär_innen, Erzkonservativen, Fundamentalist_innen, Rechtspopulist_innen und Neonazis zu einem Desaster machen.
Lasst uns sie zum Aufgeben bringen.

 

Das wird für mich die fünfte "Demo für Alle".

Es soll die letzte sein.

Kommt mit und sorgt mit mir dafür.

 

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